Wer nur wartet, bis eine Wohnung online auftaucht, verliert wertvolle Zeit. Es gibt Wege, mit Strategie, Kreativität und einem Schuss Persönlichkeit trotzdem ans Ziel zu kommen. Björn Kolbmüller, Gründer der Immobilienplattform Jacasa, kennt die Stolperfallen – und gibt praktische Tipps, wie man den Wohnungsmarkt in ganz Deutschland besser meistert.
„Ein Trick, den viele nutzen: Einfach selbst eine Anzeige bei eBay Kleinanzeigen schalten: ‚Suche Nachmieter‘“, erzählt Kolbmüller. „Darauf melden sich Leute, die selbst aus ihrer Wohnung herauswollen – und zack, hat man einen Lead.“
Auch TikTok & Co. bieten neue Wege: Wer dort ein sympathisches Video postet, das die eigene Suche zeigt, erreicht oft eine größere Reichweite als mit klassischen Plattformen. Das mag zunächst nach Umweg klingen – ist aber oft der schnellere Weg zur Traumwohnung. Kreativ werden heißt in diesem Fall: aktiv sein, Netzwerke anzapfen, und den Spieß einfach mal umdrehen.
Ladenlokale und Gewerbeeinheiten sind der Geheimtipp
Auch in Geschäften im Erdgeschoss von Wohnhäusern sitzt häufig der Schlüssel zur nächsten Wohnung. Ein kurzer Plausch im Friseursalon oder beim Bäcker kann mehr bringen als 100 Online-Bewerbungen – viele Ladenbesitzer kennen den Eigentümer oder wissen, wann Wohnungen frei werden. Zumindest aber ist dies eine Möglichkeit, herauszufinden, wer der Vermieter ist bzw. welche Hausverwaltung zuständig ist. Der direkte Weg wirkt oft am stärksten.
Kapitalanlagen im Blick behalten
Ein Geheimtipp: Wohnungen, die gerade zum Verkauf stehen, sind potenzielle Mietobjekte. Wenn sich kein Käufer findet – oder ein Kapitalanleger zuschlägt – wird oft (wieder) vermietet. Wer den Markt beobachtet, wird schnell feststellen können, welche Wohnungen lange online stehen bleiben, sprich wo sich kein Käufer findet. Wer nun Kontakt zum Verkäufer aufnimmt und sich als unkomplizierter Mieter ins Spiel bringt, ist im Vorteil. Vielleicht möchte der Verkäufer ja doch lieber wieder vermieten, anstatt zu verkaufen. Plattformen, die Immobilien als Anlageobjekte ausweisen, helfen dabei, diese Angebote zu finden.
Makler haben oft Wohnungen im Portfolio, bevor diese öffentlich inseriert werden. Wer hier im Gedächtnis bleibt, wird bevorzugt kontaktiert. Also: Kontakt zum Makler aufnehmen, Unterlagen direkt mitschicken und freundlich auftreten. Wer fragt, gewinnt.
Offline denken – der stille Weg zum Erfolg
Viele Mietangebote erscheinen gar nicht erst im Netz. Gerade ältere Vermieter oder kleinere Eigentümer schalten keine Onlineanzeigen – oder möchten gar keine Massenbewerbungen. Die Lösung? Selbst aktiv werden: Aushänge im Viertel, Anzeigen in Printmedien oder persönliche Briefe an Hauseigentümer zeigen oft überraschende Wirkung. Ein ehrlicher Flyer mit Bild, Telefonnummer und kurzer Vorstellung kann Wunder bewirken.
Flexibel sein – aus drei mach vier Zimmer
Die perfekte Wohnung? Gibt’s selten. Wer bereit ist, auch mal einen anderen Stadtteil oder eine kleinere Stadt im Umland ins Auge zu fassen, erhöht die Chancen enorm. Neue Wohngebiete, Gebiete mit Infrastrukturprojekten oder unterschätzte Viertel sind oft günstiger und weniger umkämpft.
Auch beim Schnitt lohnt es sich, kreativ zu denken: Aus gut geschnittenen 3-Zimmer-Wohnungen lassen sich mit etwas Aufwand auch Lösungen für eine 4-Zimmer-Wohnung schaffen. Wer das direkt in der Bewerbung kommuniziert – inklusive der Bereitschaft, sich baulich einzubringen oder etwas mehr Mietkaution zu zahlen – sammelt Pluspunkte.
Die Vorbereitung: Geschwindigkeit und Persönlichkeit zählen
In vielen Städten ist Tempo entscheidend. Gute Wohnungen sind binnen Minuten vergriffen – wer erst Unterlagen zusammenträgt, wenn die Anzeige online ist, ist meist schon zu spät. Deshalb: Bewerbungsmappe vorab erstellen. Dazu gehören Einkommensnachweise, SCHUFA-Auskunft, Selbstauskunft, ein nettes Foto – und idealerweise ein sympathisches Anschreiben.
Aber: Standardfloskeln allein reichen nicht. Der Ton macht die Musik. Ein persönlicher Text, eine Prise Humor oder ein kreativer Einstieg sorgen dafür, dass man in Erinnerung bleibt. „Ich weiß, ich bin wahrscheinlich Nummer 712 – aber vielleicht der mit dem besten Apfelkuchen!“ – solche Sätze bleiben hängen. Für ein persönliches und individuelles Anschreiben kann auch KI helfen. Das geht schnell und kann nach Bedarf noch weiter personalisiert werden. Zum Beispiel ist das bei Jacasa direkt möglich: https://www.jacasa.de/ratgeber/ki-assistenten/ki-assistent-immobilienanfragen?preview=1
Vermieter wollen eines: Ruhe. Wer vollständig vorbereitet ist, freundlich auftritt, pünktlich erscheint und direkt signalisiert, dass er kein Problemfall ist, hat bessere Karten. Keine Nachreichungen, keine Diskussionen – sondern Lösungen und Verlässlichkeit. Das gilt in jeder Stadt.
Fazit: Die Wohnungssuche in Deutschland braucht mehr als Klicks
Es geht nicht nur darum, als Erster zu reagieren – sondern als Mensch sichtbar zu sein. Mit Mut, Charme und cleverer Taktik. Wer bereit ist, neue Wege zu gehen, kreativ zu denken und sich persönlich zu zeigen, hat echte Chancen – auch im angespannten Mietmarkt.